Hummeln und andere Bienenarten erkennen geringe Temperaturunterschiede. Blumen nutzen diese, um sich besser erkennen zu geben. Hummeln können die Muster erlernen, um die beste Ernte einzufahren.
Betrachtet man mit einer Infrarotkamera das fürs menschliche Auge unsichtbare Wärmebild einer Blüte, zeigen manche ein charakteristisches Muster. Dass Hummeln prinzipiell in der Lage sind solche Wärmemuster zu erkennen, haben vier Britische ForscherInnen im vergangenen Jahr gezeigt.
Plastikblumen mit Infrarotmarkierung
Dazu haben sie künstliche “Blumen” aus Plastikbechern hergestellt, deren einziger Unterschied in der Form der versteckten Heizung lag, z.B. ringförmig und stabförmig. Nur auf einer Blütenart befand sich jedoch leckerer Nektar, auf der anderen schnödes Wasser. Dann durften die Hummeln sammeln gehen, oder besser sammeln fliegen. Und siehe da: mit jedem Besuch erhöhten die Hummeln ihre Trefferrate und nach einer Weile irrten sie sich nur noch ungefähr bei jedem fünften Anflug. Ohne Infrarotmarkierung blieb es ein reines Ratespiel.
Wärmer ist besser
Schon seit den 1950er Jahren ist bekannt, dass Bienen Temperaturunterschiede ab 2 ̊C wahrnehmen können. Auch dass sie die Gesamttemperatur der Blüten zur Unterscheidung benutzen, ist bekannt. Die Blütentemperatur wiederum ist beeinflusst durch die Farbe und Form der Blütenblätter sowie ihre Ausrichtung zur Sonne und es gibt sogar Pflanzen, die bei kühlerer Witterung oder Beschattung aktiv Wärme in den Blüten produzieren. Wärmere Blüten können Insekten helfen, ihre Körpertemperatur aufrecht zu erhalten und sind somit attraktiver.
Bestäubung und Koevolution
Hummeln ernähren sich wie andere Bienenarten von Pollen und von Nektar aus Blüten. Pflanzen produzieren Nektar, um Insekten und auch andere Tiere – zum Beispiel Kolibris – anzulocken. Beim Nektarnaschen verbreiten diese die Pollen und führen so zur Befruchtung und Fortpflanzung der Pflanze. Dieses für beide Teilnehmer wichtige Spiel ist den meisten Menschen spätestens aus dem Sexualunterricht bekannt. Die Pflanzen wollen zuverlässig bestäubt werden und die Hummeln wollen keine unnötigen Flüge zu leeren oder unreifen Blüten zurücklegen. Eine wechselseitige Anpassung von zwei interagierenden Arten nennt man Koevolution.
Andere Signale
Bei Pflanzen die nicht über eine aktive Temperaturkontrolle verfügen, ist die Menge des Sonnenlichts entscheidend. Im Originalartikel untersuchte Blumenarten mit den größten Temperaturkontrasten sind tendenziell eher in heißen und trockenen Klimazonen beheimatet. Pflanzen aus anderen Gegenden werden sich eher auf andere Markierungen verlassen, z.B. auf Farbe, Form, Geruch oder auch ein von der Blume ausgehendes elektrisches Feld (nicht freier Artikel). Eine eingehende Betrachtung der von Bienen erkannten Merkmale würde den Rahmen dieses Artikels allerdings sprengen.
©Niko Komin (Follow @kokemikal)
Quellenangabe:
- Originalartikel: „The diversity of floral temperature patterns, and their use by pollinators“, Harrap et al. eLife 2017;6:e31262, (CC BY 4.0)
Bildnachweis:
- Collage bestehend aus
- Ausschnitt aus vollständigem Panel der Infrarotbilder im Originalartikel
- Zistrose von Alvesgaspar, Hortensie von H. Casselmann, Gelber Scheinmohn von B. Ballard, Tageslilie von Manfred Heyde (alle CC BY-SA 3.0)
- Dunkle Erdhummel von Ivar Leidus – CC BY-SA 4.0
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