Neuer Minifrosch in Brasilien gefunden

Foto eines Brachycephalus mirissimus
Brachycephalus mirissimus. (Foto: L.F. Ribeiro)

Eine in der Wissenschaft bisher unbekannte Froschart aus Wäldern im brasilianischen Süden wurde vor kurzem von Zoologen beschrieben. In eingesammeltem Laub fanden sie die nur einen Zentimeter großen Frösche, leuchtend orange und mit einem weißem Streifen auf dem Rücken.

Trotz der nahezu kompletten Kartografierung des Globusses werden immer wieder bislang unbekannte Tierarten beschrieben, was für die Forscher natürlich einen besonderen Reiz hat. Sattelkröten wurden erstmals zu Anfang des 19. Jahrhunderts beschrieben, da sie aber in den höheren Lagen der Brasilianischen Atlantikwälder in relativ unzugänglichem Gebiet leben, wurden die meisten von ihnen erst in den letzten zehn Jahren beschrieben. Ein gutes Dutzend davon von der Arbeitsgruppe um Marcio Pie🔗, die sich an der Universität von Paraná dem Studium der Artenvielfalt widmet. Über das Beschreiben einer neuen Art sagt Marcio Pie: “Es ist ein großartiges Gefühl. Es ist, wie eine kleine Spur im menschlichen Wissen über Artenvielfalt zu hinterlassen.” Es mache allerdings auch süchtig, denn “man will immer noch mehr davon finden!”

Die Bestimmung

Die gefundene Froschart gehört zur Familie der Sattelkröten. Diese sind generell sehr klein, leben in den Wäldern an der südbrasilianischen Atlantikküste und durchleben im Gegensatz zu ihren europäischen Verwandten kein Kaulquappenstadium. Die meisten der Arten dieser Familie leben nur auf einigen wenigen Bergspitzen, man sagt sie sind mikroendemisch. Dies, ihre langsame Fortpflanzung und die andauernde Zerstörung der Wälder bedroht den Fortbestand beträchtlich.

Wald am Fundort der Frösche
Vegetation am Fundort, 535m über dem Meeresspiegel im Santo Anjo Wald. Foto von Luiz F. Ribeiro (DOI: 10.7717/peerj.5683/fig-8  (CC BY 4.0))

Im Laub der Wälder um den Hügel Santo Anjo herum, im Bundesstaat Santa Catarina, auf etwa 500 Metern über dem Meeresspiegel sammelten die Wissenschaftler einige dieser Frösche ein. Sie vermaßen wichtige Details wie die Körpergröße (11mm, die Männchen sind etwas kleiner), die Hand- und die Fußlänge (4mm und 3mm) und zusammen mit der genauen Beschreibung der Farbgebung und des Fundortes kann die Art gegen bekannte Arten abgegrenzt werden. Moderne Artbestimmungen klären außerdem mit Hilfe der genetischen Information die Verwandtschaft zu anderen Froscharten. Dazu erstellt man einen “phylogenetischen Baum” der Arten, so wie es auch bei den Bäumen der Tropenwälder getan wurde. Eine Besonderheit hat die aktuelle Artenbeschreibung: sie enthält Tonaufnahmen des Rufes dieser kleinen Frösche. Über eine Dauer von ein bis zwei Minuten stoßen sie zehn bis zwanzig unscheinbare Rufe aus. Diese können unter den Zusatzinformationen🔗 des Artikels angehört werden.

Tonaufnahme des Rufes eines Brachycephalus mirissimus von André E. Confetti (normalisiert und leicht beschnitten, Original DOI: 10.7717/peerj.5683/supp-12 (CC BY 4.0)).

Die Namensgebung

Künstlerische Darstellung eines Uruk-hai  aus Tolkiens „Der Herr der Ringe“. Mit freundlicher Genehmigung von Carlos Cruz (Original auf artstation.com).

Die Familie der Sattelkröten teilt sich in zwei Gattungen, zu beiden kennt man bislang etwas über 30 Arten. Der neue Frosch gehört zur Gattung Brachycephalus, was wörtlich etwa kurzköpfig heißt (bekannt von einigen Hunde- oder Katzenzüchtungen). Artnamen bestehen aus zwei Teilen: die Gattung wird zuerst genannt, es folgt der zweite Teil, welcher nach Abschluss der genauen Beschreibung traditionell von den beschreibenden ForscherInnen vergeben wird. Oft wird dazu das Äußere herangezogen. Der kleine orangene Frosch mit dem weißen Streifen wurde auf den Namen Brachycephalus mirissimus getauft, d.h. er ist der wunderbarste Brachycephalus.

Für Marcio Pie ist die Namensgebung ein unterhaltsamer Teil der Arbeit. “Wenn man sich aber überlegt, wie schwer es für zwei Eltern sein kann, ihr Baby zu benennen, kann man sich vorstellen wie es bei so vielen Autoren ist.” Angesichts der vielen von seiner Arbeitsgruppe benannten Arten sei dies bei Ihnen aber kein großes Problem. Verhandlungen und Abstimmungen spielen eine Rolle. “Herr der Ringe”-Fan Pie wollte einmal eine Froschart mit weißem Punkt auf dem Kopf “Uruk-hai” nennen. Daraus wurde aber nichts, “Die anderen Autoren haben das nicht sehr enthusiastisch aufgenommen.”

©Niko Komin (auch auf )

Hierzu passender Artikel: „Eine kleine Tropenwaldsaga“ aus dem Februar 2018.

Quellenangabe:

Bildnachweis:

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