Pedelec und Fahrrad ähnlich gesund

Pedelec mit Fahrerin vor den Chiemgauer Alpen
Pedelecfahrerin vor den Chiemgauer Alpen (Foto MEINE HEIMAT [Chiemgau])

Fahren mit einem Pedelec ist ähnlich gesund wie die Benutzung normaler Fahrräder. Menschen mit sitzender Tätigkeit und leichtem Übergewicht scheinen von beiden Fortbewegungsmitteln gleich stark zu profitieren.

Eine Pilotstudie aus der Schweiz kommt jetzt zu diesem Schluss. Allerdings war die untersuchte Gruppe sehr klein, überwiegend männlich und außerdem ging es den ForscherInnen vom Departement für Sport, Bewegung und Gesundheit der Universität Basel in erster Linie um die Vorbereitung späterer Studien. Daher sind die Folgerungen vorsichtig zu interpretieren.

Mit dem Pedelec zur Arbeit

Wie in anderen Ländern, so gibt es auch in der Schweiz Programme, mit denen die körperliche Aktivität im normalen Alltag verstärkt werden soll. Zum Beispiel werden Menschen aufgerufen, mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren. In der Schweiz läuft ein solches Programm jedes Jahr für vier Wochen im Sommer (“Bike To Work”). Dieser Zeitraum wurde für die genannte Untersuchung genutzt, um die Wirkung auf die Gesundheit zu bestimmen. Von ca. 30 StudienteilnehmerInnen wurde der Hälfte ein Pedelec (in der Schweiz auch E-Bike oder Flyer genannt) zur Verfügung gestellt. Bei Pedelecs wird das Treten mit einem Elektromotor unterstützt, allerdings schaltet sich dieser bei Geschwindigkeiten über 25km/h ab. Beide Gruppen (Pedelec und normales Fahrrad) sollten nun an mindestens drei Tagen in der Woche mit dem (Elektro-) Fahrrad zur Arbeit fahren. Vorher und nachher maßen die ForscherInnen die Gesundheit bzw. die “Fitness” der TeilnehmerInnen.

Die “Fitness” erhöhte sich bei beiden Gruppen. Überraschenderweise verbesserten sich beide Gruppen in gleichem Maße, jedenfalls im Rahmen der normalen Schwankungen. Diese Beobachtung ist überraschend, da der Elektromotor die Bewegung ja unterstützt, der Körper also eigentlich weniger arbeiten muss. Jeweils fünf Probanden in beiden Gruppen trugen zusätzlich GPS-Geräte. Die Auswertung dieser Daten zeigt, dass die PedelecfahrerInnen schneller fuhren als die FahrradfahrerInnen. Außerdem überwanden sie mehr Höhenmeter, vermutlich wählten sie – angespornt durch die Elektrounterstützung – einen anspruchsvolleren Arbeitsweg. Beides gemeinsam erhöht ihre körperliche Aktivität. Wie in einem älteren Artikel auf unserer Seite zu lesen ist, sollten bei der Planung des Arbeitsweges noch die Verkehrsdichte und die Grünanlagen berücksichtigt werden, um auch der Lunge etwas gutes zu tun.

In der untersuchten Gruppe von leicht übergewichtigen und untrainierten Menschen scheint also die erhöhte Motivation durch das Pedelec die Erleichterung der Arbeit wettzumachen. Ob Menschen mit einem Pedelec generell stärker motiviert sind, dieses für den Arbeitsweg zu benutzen, ist aber noch eine andere Frage.

Fitness vermessen

Blauer Tartan im Bundesleistungszentrum Kienbaum
Blauer Tartan im Bundesleistungszentrum Kienbaum

Die im Versuchszeitraum erreichte Verbesserung der “Fitness” war nicht nur akademisch. Sie erreichte einen Grad, der die Herz- und Kreislaufgesundheit tatsächlich verbessert und die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Krankheiten reduziert. “Fitness” ist tatsächlich messbar, verschiedene Werte beschreiben diese.

Ein Wert, der besonders eng mit “Fitness” verbunden ist, nennt sich “Maximale Sauerstoffaufnahme”. Sie beschreibt, wieviel Sauerstoff aus der eingeatmeten Luft tatsächlich in den Körper aufgenommen wird. Je trainierter ein Mensch ist, desto mehr Sauerstoff nimmt er auf. Werte reichen von 30 Millilitern Sauerstoff pro Minute und pro Kilogramm Körpergewicht bei untrainierten Frauen über 35 bis 40 bei untrainierten Männern bis hoch zu Werten zwischen 80 und 100 bei professionellen Leistungssportlern. Mit zunehmendem Alter sinkt die Sauerstoffaufnahme.

Um den Wert exakt zu bestimmen, müssen sich Probanden mit stetig zunehmender Geschwindigkeit auf dem Laufband oder dem Standfahrrad im Labor bewegen. Dabei wird über eine Gesichtsmaske der Sauerstoff in der ein- und ausgeatmeten Luft gemessen und der Unterschied bestimmt.

Es gibt aber auch einfachere Möglichkeiten, um die maximale Sauerstoffaufnahme zu schätzen. Die Strecke, die man in zwölf Minuten auf ebener Strecke laufen kann, gibt eine gute Näherung ab (dazu zieht man von der erreichten Wegstrecke 505 Meter ab und teilt das Ergebnis durch 44.7m). Dies ist der sogenannte Cooper-Test. Statt zu rechnen, kann man die erreichte Wegstrecke auch über Tabellen dem Grad der Fitness zuordnen (siehe Wikipedia).

Es ist unbestritten, dass eine Verbesserung solcher Fitnesswerte das Risiko für Herz- und Gefäßkrankheiten verringert.

©Niko Komin (Follow )

Hierzu passender Artikel: „Besser nicht bewegen, als in schlechter Luft bewegen“ aus dem Februar 2018.



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