Myrrhe, Weihrauch und das Harz der Wilden Pistazie, genannt “Mastix”, brannten vor 2500 Jahren in der Oase Tayma auf der Arabischen Halbinsel. Sie verbreiteten ihre Düfte in Wohnräumen, öffentlichen Bereichen und Begräbnisstätten.
Die Oase Tayma im Nordwesten Saudi-Arabiens ist schon seit sehr langer Zeit besiedelt, die erste Stadtmauer ist mindestens 4000 Jahre alt und wahrscheinlich wurde der Ort schon vorher wegen seiner Wasservorkommen geschätzt und genutzt. Masterstudentin Barbara Huber und andere ForscherInnen von der Freien Universität und von der Technischen Universität in Berlin haben verschiedene Duftlampen aus Ausgrabungen in der Stadt untersucht. Sie haben die darauf befindlichen Rückstände analysiert und konnten so die drei oben genannten Räucherwerke nachweisen: Myrrhe, Weihrauch und Mastix. Die Rückstände befanden sich auf Räuchergefäßen, welche in verschiedenen Bereichen der Stadt gefunden wurden. So scheint es, dass Weihrauch die Wohnbereiche aromatisierte, während die Wilde Pistazie in öffentlichen Gebäuden duftete und Myrrhe bei Bestattungen brannte.
Transit und Verwendung
Nördlich der Oase liegt ein nur zeitweise mit Wasser gefüllter Salzsee, ein sogenanntes Sabcha. In diesem sammeln sich Ablagerungen an, die einen anderen Blick in die Vergangenheit ermöglichen. Hier fanden die ForscherInnen verschiedene Pollenarten, die Rückschlüsse auf die Pflanzenarten in der Gegend in verschiedenen Epochen zulassen. Da sich die Pollen der Wilden Pistazie ablagerten, kann man annehmen, dass das Mastix aus lokalen Ernten stammte. Im Gegensatz dazu stammen Weihrauch und Myrrhe aus dem äußersten Süden der arabischen Halbinsel aus dem heutigen Oman und dem Jemen. Sie wurden über die Weihrauchstrasse Richtung Norden, zum Beispiel zum Mittelmeerraum transportiert. Es zeigt sich also, dass die Waren der Handelsroute nicht nur durch Tayma hindurch transportiert, sondern ebenso von der lokalen Bevölkerung verwendet wurden.
Präsentation mit Auszeichnung
Die Ergebnisse sind bisher in keinem Artikel zu finden, sie wurde auf dem diesjährigen 11. Internationalen Kongress zur Archäologie des Alten Vorderen Orients (ICAANE) als Poster präsentiert. Wissenschaftliche Erkenntnisse werden nicht nur in Fachzeitschriften veröffentlicht, sondern auch auf Konferenzen. Bei diesen treffen sich WissenschaftlerInnen eines Fachgebietes, um sich von Angesicht zu Angesicht auszutauschen. Es werden neben Vorträgen oft auch Poster gezeigt, an denen die AutorInnen ihre Ideen und Ergebnisse erklären. Damit gute Arbeit nicht übersehen wird, muss sie auch verständlich präsentiert werden, was auf vielen Konferenzen mit entsprechenden Auszeichnungen gefördert wird. Das Poster von Barbara Huber wurde auf der 11. ICAANE unter 60 anderen Postern mit dem Poster Award ausgezeichnet.
Niko Komin (folge @kokemikal)
Hierzu passender Artikel: “Innsbruck ist … eine stinknormale Stadt” aus dem Januar 2018.[thumbs-rating-buttons]
Quellenangabe:
- Originalposter: ICAANE-Poster “An Archaeology of Odours. Chemical evidence of ancient aromatics at the oasis of Tayma, NW Arabia”, Barbara Huber et al. (2018)
Bildnachweis:
- Titelbild: “Incense burner at Dafo Temple by the Giant Buddha (71 m tall) in Leshan.” von Einar Fredriksen, (CC BY-SA 2.0) (beschnitten)
- Mastix von פארוק, (CC BY-SA 3.0)
- Myrrhe von GeoTrinity, (CC BY 3.0)
- Weihrauch von GeoTrinity, (CC BY 3.0)