Religion bestimmt das Leben vieler Menschen in Europa. Nur etwa ein Viertel der Bewohner europäischer Länder gibt an, zu keiner Religion zu gehören. Regional gibt es jedoch große Unterschiede.
Forschende der Universität Luzern haben viele Datensätze zusammengefasst, vereinheitlicht und als „Schweizer Metadatenbank Religiöser Zugehörigkeit in Europa“ frei veröffentlicht. Die größte Schwierigkeit bestand darin, Ergebnisse verschiedener Studienarten, also zum Beispiel Volkszählungen und Umfragen, miteinander vergleichbar zu machen. Erst dies ermöglichte es, zeitliche Veränderungen in der Zusammensetzung zu erkennen.
Antonius Liedhegener, Leiter der Studie, erkennt zwei wesentliche Trends: Auf der einen Seite gibt es Länder in denen die größte Religionsgemeinschaft anwächst, die Gesellschaft also homogener wird. In Russland gaben zum Beispiel zwischen 1996 und 2005 noch ca. 50% der Menschen an, nicht religiös zu sein. In den Jahren 2006 bis 2015 fiel diese Zahl auf 27% ab, hat sich also nahezu halbiert. Das größte Wachstum verzeichneten hier die Orthodoxen Christen. Ihr Anteil an der Bevölkerung wuchs von 46% auf 60%. Der Trend hin zur Konzentration auf eine Religionsgemeinschaft findet sich auch in anderen osteuropäischen Ländern wie Polen oder Bulgarien. Auf der anderen Seite sind die Länder, in denen die dominante Gruppe kleiner wird. So kann man in Schweden und Norwegen beobachten, wie die Zahl der nicht religiösen Menschen stark wächst, während sich in der gleichen Zeit die größte Gruppe, die der Protestanten, verkleinerte. Auch in Deutschland, in der Schweiz und in Österreich nahm die Zahl der nicht religiösen Menschen zu.
Dominant, Pluralistisch, Fragmentiert
In manchen Ländern ist die größte Gruppe besonders stark. So ist Island zu fast 80% protestantisch und Polen zu 96% katholisch. Tschechien führt mit 70% die nicht religiösen an. In anderen Gegenden ist die Dominanz nicht so stark, so gibt es in Frankreich ähnlich viele Katholiken wie nicht religiöse Menschen. Auch Großbritannien und die Niederlande zählen die ForscherInnen zu den Pluralistischen Ländern. Deutschland bildet eine Ausnahme, es ist besonders fragmentiert. Hier sind die drei größten Gruppen alle fast gleich groß. Die Ursachen der unterschiedlichen Entwicklungen waren nicht die Ziele der Untersuchung, können mit ihr also nicht beantwortet werden. Es wären weitere Studien nötig, um zum Beispiel Zusammenhänge mit politischen Entscheidungen zu erkennen.
Open Data Projekte
Alle Daten sind öffentlich in einer Datenbank mit wenigen Nutzungseinschränkungen zugänglich. Ein solcher “Open Data” Ansatz ist ähnlich wie der für Software mit offenen Quellen (“Open Source”). Es gibt mehrere Lizenzen welche es den Urhebern erlauben präzise die Art der Nutzung zuzuschneiden. So kann eine kommerzielle Weiterverwendung zugelassen oder verboten werden. Manche Lizenzen verpflichten Nutzer, den Urheber zu nennen oder die neu entstandenen Produkte unter die gleiche Lizenz zu stellen (z.B. Creative Commons). Das wohl bekannteste Projekt mit “Open Data” ist die Enzyklopädie Wikipedia. Seit Anfang 2001 füllen Nutzer die Seite mit Informationen. Inzwischen ist das Projekt so beliebt, dass es auf den fünften Platz der meist besuchten Internetseiten aufgestiegen ist. Von Nutzern kostenlos gesammelte und verarbeitete Ortsinformationen bieten unter OpenStreetMap weltweites Kartenmaterial. Dieses kann auch kommerziell genutzt werden – zum Beispiel auf der Seite eines Onlineshops, ohne dass Lizenzgebühren fällig werden.
Die Religionsstudie der Universität Luzern wurde von dem Schweizerischen Nationalfonds mitfinanziert. Sie ist eine privatrechtliche Stiftung zur Forschungsförderung, die sich zum Ziel gesetzt hat, bis zum Jahr 2020 sämtliche von ihr finanzierte Forschung der Öffentlichkeit frei zur Verfügung zu stellen (Meldung). Solche Aktionen sind sehr nützlich für die Forschung. Auch kann die Offenlegung von Daten, zum Beispiel zur Gesundheit oder Luft- und Wasserqualität, dem mündigen Bürger Entscheidungen erleichtern. Unterstützer von “Open Data” Projekten erwarten, dass vom Staat erhobene und somit vom Steuerzahler bezahlte Daten allen Bürgern zugänglich sein sollten. Allerdings könnte dies wettbewerbsverzerrend wirken, wie die Gegner jener Initiativen anführen.
Niko Komin (Follow @kokemikal)
Bildnachweis:
- Titelbild: “Hagia Sophia” von Bekir Topuz,(CC BY 2.0). Die Hagia Sophia steht in Istanbul und war einst eine Kirche, dann eine Moschee und ist heute ein Museum.
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